Fl. Über
Doris Genesung
um 1750
In Glorie verklärt, und
Himmels Herrlichkeit,
Die Engel um sich her, wie
seines Todes Kette
Der größte Mensch zerbrach,
der meinen Tod geweiht:
So schwebt mein Mädchen auf
aus seinem Krankenbette.
Auf ihren Wangen ha! wird
wieder Blütenzeit,
Die Lilien streiten sich mit
Rosen um die Wette,
Als ob in Fieberglut all ihre
Lieblichkeit
Wie Gold im Feuer sich noch
Eins verschönert hätte!
Verschönert, reicher Gott,
ach! aber nicht für mich!
Du meine Thränenflut, du,
hehres Messelesen,
Gelübde, so ich that, für
glückliches Genesen:
Ihr rettet Sie allein: das
Opfer das bin ich!
O holde Grausamkeit! Ihr neues
Götterleben
Nahm sie mit dem Beding, mir
neuen Tod zu geben!
um 1750
Gar zu freundlich, lacht das
Glück mich an!
Hunderttausend Faden, so die
holde
Gute Göttinn meinem Leben
spann,
Sind Gespinst von gar zu
feinem Golde!
Dein Gespinst von gar zu
feinem Golde
Irrt die Neider! Knüpfe dann
und wann,
(Daß die Neider klatschen) liebe
Holde,
Mir ein Endchen grobes Werk
daran!
Nur was Grobes leiden sie an
mir,
Diese Schurken, die, wie
Hunde, kläffen.
Denn sie selbst (Prometheus
steh’ dafür!)
Sind zur Schmach, aus solchem
Stoff geschaffen.
Drum, o Göttin, knüpfe dann
und wann,
Mir ein Endchen grobes werk
daran!